CfP: Cultural transfer and political conflicts. Film festivals in the Cold War – Leipzig 05/14

Cultural transfer and political conflicts. Film festivals in the Cold War |
Kultureller Austausch und politische Konflikte. Filmfestivals im Kalten Krieg
09/10 May 2014, Leipzig

Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V., TU Dresden;
Centre d’histoire culturelle des sociétés contemporaines, University of Versailles

Deadline: 31.10.2013

Film festivals are often political issues. In 1956 for instance, Alain Resnais’ documentary “Night And Fog” about the crimes against Jews during the Nazi era was supposed to be presented in Cannes. But the West German as well as the French government intervened against the screening to prevent discussions about the Holocaust that could affect the French-German relations. In 1963, Federico Fellinis film “8 ½” caused a scandal at the Moscow International Film Festival after the jury awarded the film one of the main prizes. Soviet politicians criticised the decision and reprimanded the jury for their “mistake”. In 1970, the Berlinale was even broken off completely because the jury resigned after a controversial debate about Michael Verhoevens Vietnam film “o.k.” These examples illustrate the significance of Film festivals for a cultural history of the Cold War. The history of the festivals includes aspects interesting in relation to contemporary history, because after the war each festival – willingly or not – had to deal with the political and social developments in the world. While film turned into the most powerful media during the 20th century the European festivals established as schowcases for filmmakers and their perception of reality. Concurrently other private and governmental players were also interested in the prestigious character of the festivals: film producers as well as politicians used them to present their ideas on politics und arts publicly.

For research into the history of the festivals, not only the films chosen or refused for a festival for their political content or artistic quality are of particular interest as a field of study. Furthermore, the festivals’ backdrop of cultural policy also permits conclusions about processes that are interesting historically, for instance, the funding of the festivals, the awards given to some of the films or the perception of the festivals in contemporary media. Last but not least, the institutional and personal relationships between the festivals may be subject to historical study to outline the political tension and interdependency between both rivalling blocks of power.The workshop will focus on the relevance of Film festivals in the context of cultural policy during the period of the Cold War. Papers should discuss political or cultural conflicts in the context of the festivals and examine their social background. Furthermore, papers could address the relevance of Film festivals for a cultural transfer between Eastern and Western Europe, e.g. through the participation of directors or journalists from the different blocks. Beside the “big” Festivals in Cannes, Venice or Berlin the workshop will focus in particular on the Eastern European Festivals, e.g. Moscow, Karlovy Vary, Belgrade or Krakow. The main aim of the workshop is to outline the differences between the festivals and to illustrate their cultural political context.

Papers can be presented in German or English. Please submit your proposal (maximum 500 words) together with a short C.V. by October 31st to: Andreas Kötzing and Caroline Moine

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Filmfestivals sind häufig ein Politikum. 1956 sollte zum Beispiel in Cannes Alain Resnais Dokumentation “Nacht und Nebel” über die Gewaltverbrechen der NS-Zeit gezeigt werden. Die französische und die bundesdeutsche Regierung intervenierten jedoch gegen die Aufführung des Films – weil sie befürchte, die Erwähnung des Holocaust könne den deutsch-französischen Beziehungen schaden. 1963 kam es beim Moskauer Filmfestival zu einem Eklat, nachdem die Jury Federico Fellinis Film “8 ½” mit dem Hauptpreis ausgezeichnet hatte. Von den sowjetischen Kulturbehörden wurde die Entscheidung scharf kritisiert und die Jury für ihr “Fehlverhalten” öffentlich getadelt. 1970 musste die Berlinale sogar ganz abgebrochen werden, nachdem sich die Jury des Festivals über Michael Verhoevens Vietnamfilm “O.K.” vollends zerstritten und ihren Rücktritt erklärt hatte. Beispiele wie diese veranschaulichen die Bedeutung, die Filmfestivals für eine kulturhistorische Betrachtung des Kalten Krieges haben können. Ihre Geschichte beinhaltet eine allgemeine, zeithistorisch interessante Komponente, da sich die Festivals nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges – gewollt oder ungewollt – mit den internationalen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandersetzen mussten. Während sich das Medium Film selbst zu einem Leitmedium des letzten Jahrhunderts entwickelte, etablierten sich in Europa zahlreiche Festivals, die als Schaufenster für Filmemacher und deren unterschiedliche Wahrnehmungen von Wirklichkeit dienten. Gleichzeitig waren auch andere, private und staatliche Akteure an den repräsentativen Funktionen der Festivals interessiert: Filmproduzenten konnten sie ebenso wie Politiker als Bühnen nutzen, um ihre eigenen Vorstellungen von Politik und Kunst öffentlichkeitswirksam zu präsentieren.

Als Untersuchungsfeld stehen nicht nur die Filme zur Diskussion, die aufgrund ihres Inhalts und ihrer künstlerischen Qualität von den Festivals ausgewählt oder aber gezielt abgelehnt wurden. Darüber hinaus ermöglicht auch der kulturpolitische Kontext der Festivals Rückschlüsse auf historisch interessante Prozesse, beispielsweise durch die Frage der Finanzierung eines Festivals, die Vergabe von Preisen oder die Rezeption in den zeitgenössischen Medien. Nicht zuletzt bieten sich die institutionellen und persönlichen Beziehungen zwischen den Festivals für Untersuchungen an, um mögliche Spannungen und Wechselwirkungen zwischen den rivalisierenden Machtblöcken aufzeigen zu können. Im Rahmen des Workshops soll die kulturpolitische Bedeutung der Filmfestivals vor dem Hintergrund des Kalten Krieges diskutiert werden. Gesucht sind Beiträge, die sich gezielt mit politischen oder künstlerischen Konflikten im Rahmen der Festivals beschäftigen und deren gesellschaftliche Hintergründe beleuchten. Darüber hinaus soll die Relevanz der Festivals für den künstlerischen Austausch innerhalb Europas thematisiert werden, zum Beispiel durch die Beteiligung von Regisseuren und Journalisten aus dem jeweils anderen Machtbereich. Neben den “großen” Spielfilmfestivals von Cannes, Venedig und Berlin soll der Fokus dabei vor allem auf den osteuropäischen Filmfestivals liegen, u.a. Moskau, Karlovy Vary, Belgrad und Krakau. Ziel ist es, die Unterschiede zwischen den einzelnen Festivals herauszuarbeiten und ihren jeweiligen kulturpolitischen Kontext zu hinterfragen.

Themenvorschläge für Beiträge auf Deutsch oder Englisch (max. 2.000 Zeichen) können zusammen mit einem kurzen Lebenslauf per E-Mail bis zum 31. Oktober 2013 an folgende Adressen gerichtet werden: Andreas Kötzing und Caroline Moine

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Andreas Kötzing
Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V.
D-01062 Dresden
+49 351/46332401 | +49 351/46336079

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